Im allgemeinen entstehen alle Wesenheiten "Dhamma" aufgrund von Ursachen und Bedingungen (hetu-paccaya). Wir Betrachten nun unser "Ich und Mein" im gesamten, was wir als Leben wahrnehmen, ergreifen und anhaften. Fangen wir mal an mit unserem Körper. Der Körper (rūpadhamma) existiert, indem wir die Nahrung (rūpadhamma) zu uns nehmen, also sind wir von der Nahrung abhängig. Um uns überhaupt bewusst zu werden, dass wir essen müssen oder Hunger haben, brauchen wir das Bewusstsein (nãmadhamma), der Geist (nãmadhamma) lenkt dieses Bewusstsein. Der Geist und das Bewusstsein sind wiederum vom Körper abhängig, denn ohne den Körper wären sie auch nicht da. Das Wissen von der abhängigen Entstehung aller Dinge, führt uns zum Loslassen und zum Nicht-Ergreifen. Wir erkennen, dass aus der Folge einer Handlung (kamma) eine Ursache für weitere Entstehungen der Dinge zur Folge hat, ob materiell oder immateriell. D.h. eine heilsame Handlung (kusala dhamma) ist die Ursache für weitere Entstehung der heilsamen Handlungen, es braucht nur die richtige Bedingung dafür. Die gleiche Folgerung entsteht auch bei unheilsamer Handlung (akusala dhamma), sie schafft unweigerlich die Ursache der nächsten unheilsamen Handlung, sobald die Bedingung dafür gegeben ist. Mit Weisheit erkennen wir, auf welche Art und Weise die Dinge (dhamma) entstehen. Ein Ding vergeht und die Folge davon ist, dass ein weiteres Ding sich manifestiert (patisandhi). Die Situation des momentanen Lebens ist die Folge der vorherigen Handlungen (kamma). Was wir vorher getan und gedacht haben, ist die Ursache für das, was wir im jetzigen Moment bei entsprechender Bedingung erleben und denken und das wiederum führt zur nächsten Ursache der Lebenssituation. In der buddhistischen Terminologie wird diese bedingte Entstehung in zwölf Punkten dargestellt (paticca-samuppāda). Diese zwölfgliedrige Kette, bei der das Nachfolgende immer abhängig von dem Vorhergehenden entsteht:
Wir sehen nun die ganze Abhängigkeit, was wir als "mein Leben" wahrnehmen. Jedes Ding hat also kein eigenes unabhängiges Selbst. Um diese Abhängigkeit der Dinge zu erkennen und zu verstehen, müssen wir Weisheit besitzen. Die Weisheit (paññā) hat die Aufgabe die Unwissenheit (avijjā) über die Wahrheit der Dinge zu eliminieren. Schritt für Schritt wird die Weisheit die Unwissenheit verdrängen. Während diesem Prozess nehmen Verlangen, Gier, Hass, usw. auch Schritt für Schritt ab. Wir sehen nun, dass die Ursachen von Verlangen, Gier und Hass bei der Unwissenheit zu finden sind. Betrachten wir die Unwissenheit (avijjā) etwas genauer. Diese Unwissenheit trübt unseren Geist, darum nennen wir sie auch Geistestrübung. Die Eigenschaften der Unwissenheit sind das Nicht-Sehen, Nicht-Hören, Nicht-Riechen, Nicht-schmecken, Nicht-Empfinden und Nicht-Wissen, was die wirkliche Wahrheit ist. Das, was wir durch unsere sechs Sinnes Tore erfahren haben, empfinden wir entweder als Verlangen und Anhaften oder Aversion oder Gleichgültigkeit. Wir erkennen die Unwissenheit(avijjā) erst, wenn wir die Weisheit entwickeln. Durch Verlangen haften wir an dem Persönlichkeitsgefühl, das "Ich und Mein". Die Selbstsucht wird dadurch immer grösser. Was passiert dann? Wenn das Leben nur von Selbstsucht beherrscht wird? Wir werden uns hemmungslos bereichern wollen, die Macht um jeden Preis erlangen wollen. Kurz gesagt, wir bringen uns selbst grosses Leid, für die Mitmenschen und die Welt. Das Ego wird immer in den Vordergrund gestellt, dementsprechend wird das Anhaften an der Persönlichkeit sehr stark sein. Weisheit ist für uns Buddhisten eine sehr wichtige Grundlage, die wir ständig entwickeln müssen. Schritt für Schritt müssen wir Buddhisten die Weisheit kultivieren. Sie ist der Ursprung unseres Wissens.
Der Begriff der Wiedergeburt, der oft in den meisten buddhistischen Lehrtexten oder Bücher vorkommt, ist verwirrend, vor allem für die Menschen, die die buddhistische Terminologie nicht tief genug begreifen. Um zu verstehen, ob es eine Wiedergeburt gibt, muss man verstehen, dass im Buddhismus die Welt in zwei Ebenen geteilt wird, die weltliche oder relative Ebene mit relativer Wahrheit (lokiya) und die Welt der absoluten Wahrheit (paramattha), was das bedeutet, wurde schon vorher mehrmals erwähnt.
Wenn über die Wiedergeburt die Rede ist, dann bewegen wir uns in der relativen Ebene mit relativer Wahrheit (lokiya). Es hat nur eine begriffliche Bedeutung, damit wir uns einfacher verständigen können. Machen wir zuerst ein einfaches Beispiel: Die Blumen, die immer wieder im Frühling blühen, erfahren begrifflich auch so eine Art die Wiedergeburt. Also können wir sagen, die Blumen sind im Frühling wiedergeboren worden. Dies gilt nur zur Verständigung in der ersten Ebene. In der zweiten Ebene, der absoluten Wahrheit, gibt es keine dieser Wiedergeburten. Warum? Weil die Blumen hier nur aufgrund von Ursachen und Bedingungen entstehen. Sie enthalten kein eigenständiges Selbst. Was wir als Blumen wahrgenommen haben, sind nur Begriffe oder Konventionen. In der absoluten Wahrheit sind sie eine Manifestation von zahlreichen Elementen mit passenden Bedingungen. Erde, Wasser, Wärme und Luft (Sauerstoff) sind die Grundelemente dafür und die jeweiligen Bedingungen müssen ebenso erfüllt sein. Die Erde muss den entsprechenden Nährstoff haben, das Wasser muss die entsprechenden Mengen und Qualität haben, die Wärme muss die entsprechende Temperatur haben, die Luft muss die entsprechenden Sauerstoffmengen haben. Wir sehen nun die abhängige Entstehung der Dinge, die wir als Blumen bezeichnen. In der absoluten Wirklichkeit gibt es ja keine Blumen, es ist leer von Blumen, es enthält nur die Ursachen und Bedingungen der dazu gehörenden Elemente. Also, wenn es in der absoluten Wirklichkeit keine Blumen gibt? Wie kann es die Wiedergeburt von Blumen geben? Es gibt in der absoluten Wirklichkeit folgerichtig weder die Wiedergeburt noch das Sterben der Blumen. Es gibt nur die Ursachen und Bedingungen, die die Veränderungen durch Entstehen und Vergehen hervorrufen. Wenn wir die Tiefe der Lehre Buddhas verstanden und erkannt haben, dann sehen wir, was wir als Blumen wahrgenommen haben, sind weder geboren noch gestorben, sie sind immer da, d.h. wenn die Ursachen und die Bedingungen für die Entstehung nicht erfüllt sind, etwa im Winter, dann bleiben unsere Blumen in der Verborgenheit in ihren Grundelementen. Wenn die Ursachen und die Bedingungen erfüllt sind, etwa im Frühling, dann manifestieren sich unsere Blumen erneut. Sie bleiben nicht mehr in der Verborgenheit, bis sich die Ursachen und Bedingungen wieder ändern. Die von uns bezeichneten Blumen erfahren nur die fortdauernde Änderung, von Knospen bis zum Verwelken. Der ganze Zyklus ist nur eine Umwandlung, also eine Wiedergeburt ist hier nicht anders als eine Umwandlung von einem Stadion ins Nächste. Sogar in der Verborgenheit findet die Umwandlung statt. Die verdorbenen Blätter und Blumen wandeln sich in Kompost um und sind somit eine der Ursachen und Bedingungen für die weitere Manifestation im nächsten Frühling. Die im nächsten Frühling manifestierten Blumen sind somit weder dieselben noch die Blumen vom vorigen Frühling. Wenn die vorherigen Blumen keine gute Qualität für den Blumenkern oder Knollen geliefert haben, werden sie schlechte Ursachen für die nächste Manifestation liefern und wenn die jetzigen Bedingungen dafür nicht erfüllt sind, auch wenn die Ursachen gut sind, können unsere Blumen auch nicht entstehen, sie bleiben in der Verborgenheit. Deshalb müssen die im Moment vorhandenen Blumen genährt, gepflegt und geschützt werden.
Aus diesem Verständnis hinaus ist die Wiedergeburt in der Lehre Buddhas nur ein Begriff, die nur zur Verständigung in der relativen Ebene gebraucht wird. Die Menschen, die die Tiefe der Lehre nicht verstehen und erkennen, werden die Blumen als ein eigenständiges Selbst wahrnehmen, ergreifen und anhaften. Sie lieben die Blumen nur in ihrer schönen Erscheinung, kaum beginnen sie zu verwelken, haben diese Menschen kein Interesse mehr daran und werfen die Blumen fort. Für die weltliche Ebene ist das ganz normal. Für die Menschen, die die absolute Ebene, also die absolute Wahrheit verstehen und erkennen, sind zwischen den erscheinenden Blumen und dem Kompost kein Unterschied festzustellen. Sie finden die Schönheit im Kompost und auch in den Blumen, sie lieben beides, Kompost und Blumen sind alles ein und dasselbe, sie sind eine Manifestation aus Ursachen und Bedingungen, kein getrenntes eigenständiges Selbst, denn ohne Kompost gibt es keine Blumen und ohne Blumen gibt es keinen Kompost, so einfach ist es.
Nun betrachten wir uns, Menschen, selbst: die Abläufe bei den Blumen sind gleich wie bei Menschen und auch anderen Lebewesen. Es ist ein Naturgesetz (dhamma). Die Besonderheit bei uns Menschen ist unserer Daseinsbaustein, d.h. die fünf Zusammenhäufungen oder Daseinsgruppen (panca khandhã) und die bedingte Entstehung in zwölf Reihenfolgen (paticca-samuppāda). Gewöhnlich leben wir, die Weltlinge, seit unserer Geburt in der Welt der relativen Ebene. Unsere Wahrnehmung und unser Bewusstsein bewegen sich nur in dieser relativen Ebene. Wir ergreifen und haften an dieser relativen Welt als 'Mein' die fünf Zusammenhäufungen als 'Ich'. Dieses Ich und Mein wollen wir aus Unwissenheit (avijjã) über die Welt der absoluten Wahrheit, um jeden Preis erhalten bleiben. Doch das Naturgesetz (dhamma) ist unveränderbar. Warum leiden wir? Weil wir das Ich- und Mein- Bereich als Persönlichkeit mit eigenem Selbst ergreifen und anhaften. Buddha sagte jedoch, dieses Ich und Mein, das wir ergreifen und anhaften, gibt es nicht. Sie sind nur Begriffe, sonst nicht. Alles ist leer (suññatã) von einem Selbst, deshalb gibt es nichts zu ergreifen und anzuhaften. Wenn wir es trotzdem tun, dann leiden wir und dieses Leiden ist universell, egal zu welcher Religion wir gehören. Jeder von uns untersteht dem Naturgesetz(dhamma); geboren werden, krank werden, alt werden und sterben.
In der zweiten Ebene, der absoluten Wahrheit, gibt es weder geboren werden noch den Tod. Das Ich und Mein zu ergreifen und anzuhaften gibt es nicht. Es ist die Welt der Leerheit (suññatã). D.h. die Welt der absoluten Wahrheit ist leer von Anhaften und Ergreifen. Wenn es das Ich und Mein nicht gibt, wer wird dann geboren? Wer wird dann sterben? Wer wird dann wiedergeboren? Die Antwort ist, es gibt nur die Ursachen und Bedingungen für die Entstehung und das Vergehen aller Dinge (dhamma).
Die Wiedergeburt ist also nur ein Begriff zur Verständigung in der relativen Ebene. In der absoluten Wirklichkeit gibt es nur die fünf Zusammenhäufungen (pañca khandhã): Der Körper (rūpa), die Gefühltönung (vedanã), das Unterscheidungsvermögen (saññã), das Zusammenbrauen oder die Gestaltung (sańkharã) und das Bewusstsein (viññãna), die wir in der relativen Welt aus Unwissenheit (avijjã) als 'Ich' und 'Mein' ergreifen und anhaften und dadurch leiden verursachen.
Leider ist die Wiedergeburt von sehr vielen Buddhisten, die die Lehre Buddha nicht tief genug verstehen und erkennen, als das Ich und Mein verstanden worden. Sie glauben fest an diese Wiedergeburt. Das Anhaften an die eigenen und liebenden sterblichen Überresten ist mit falscher Ansicht sehr verbreitet. Sie denken, dass die Seele, die im Buddhismus gar nicht vorkommt, und das Bewusstsein (viññãna) bei den sterblichen Überresten verweilen. Deshalb können die "Seelen" der Verstorbenen den lebenden Angehörigen im Traum erscheinen, dass sie diesen und jenen Wunsch haben, der unbedingt erfüllt werden muss. Sehr viele Buddhisten glauben, dass ein solches Vorkommnis Teil des Buddhismus ist. In der Tat und Wahrheit gibt es solche Vorkommnisse nicht im Buddhismus. Es ist eine falsche Ansicht und falsches Verstehen der Lehre Buddhas.
Eine andere Art der Wiedergeburt, die wir tagtäglich erleben, ist das Entstehen und Vergehen unserer geistigen Aktivitäten. Ein Gedanke wurde aufgrund der Ursache und Bedingung geboren, nach einer gewissen Zeit ist dieser Gedanke gestorben, der erschafft aber die Ursache bei entsprechender Bedingung die Geburt eines neuen Gedankens. Begrifflich kann man auch sagen, das ist die Wiedergeburt der Gedanken. Aber in der Tat und Wahrheit ist der im Moment vorhandener Gedanke weder derselbe noch der andere Gedanke vom vorherigen "gestorbenen" Gedanke. Aber der jetzige Gedanke ist da, weil der vorherige Gedanke "gelebt" hatte. Die Leute mögen sagen, was hat der vorherigen Gedanke mit dem jetzigen zu tun? Weil sie in diesem Moment über ganz andere Dinge als im vergangenen Moment nachdenken. Aus ihrer Sichtweise stimmt es, denn es fehlt ihnen an Achtsamkeit, die ihnen ermöglicht, den Übergang vom vorherigen Gedanken zum jetzigen zu erkennen. Praktizierende Buddhisten, die Meditation üben, können mit der Achtsamkeit die Zusammenhänge zwischen dem Vergehen und dem Entstehen des Gedankens klar erkennen und verstehen. Dieser Vorgang ist nicht anders als eine Veränderung des Gedankens von dem Moment in den nächsten, es gibt weder Tod noch Geburt, es gibt nur eine Umwandlung. Es ist eine natürliche Sache unserer relativen Welt, dass die Leute normalerweise vor dem Tod Angst haben und sich auf die Geburt freuen, aber es ist das Naturgesetz, dass so bestimmt wird, wenn es Geburt gibt, dann gibt es auch Tod. Und die Menschen leiden, weil sie die Geburt ergreifen und an das Leben anhaften. Hingegen hassen sie den Tod, sie haben das Verlangen dem Tod zu entgehen, totlos zu sein sind ihre Wünsche. Wir praktizierende Buddhisten üben tagtäglich, um von der Geburt und dem Tod loszulassen, bis wir das Endziel, die vollkommene Leerheit, in der es weder Geburt noch Tod gibt, erreicht haben. Deshalb sind die Fragen, ob es Wiedergeburt gibt, für uns praktizierende Buddhisten nicht relevant, es gibt für uns keine solche Wiedergeburt, wie die meisten glauben.
Egal zu welcher Religion die Leute gehören, auch Religionslose, das Thema Tod ist für die meisten tabu. Sie haben sehr grosse Angst davor und wollen deshalb weder davon hören und wissen noch darüber reden. Und doch leben wir jeden Tag mit dem Tod, von Gestern bis Heute ist der Tod uns einen Tag näher gekommen. Wie Ayya Khema sehr schön formuliert hatte "Heute ist der letzter Tag vom Rest meines Lebens" Das ist die Tatsache, unabhängig von der Religion. Die Lehre Buddhas bietet uns eine Hilfe an, wie wir ohne Angst vor dem Tod leben können. Wir Buddhisten reden über dem Tod und akzeptieren den Tod ganz einfach. Das darf aber nicht so verstanden werden, dass wir den Tod herbeirufen und das Leben verneinen. Es geht uns darum das Unvermeidbare, den Tod, zu verstehen und üben im Leben keine Angst davor zu haben. Sobald wir eine gewisse Reife in der Praxis haben, werden wir auch die absolute Welt verstehen und dann verstehen und erkennen, dass der Tod und die Geburt, die in der relativen Welt Angst und Freude hervorrufen, nur Begriffe sind, die es in der absoluten Wahrheit gar nicht gibt, es gibt nur einen unendlichen Kreislauf der Umwandlung (samsãrã), der zum Stillstand gebracht werden soll.
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