Die Leerheit richtig verstehen und erkennen

Die Leerheit (suññatã), über die hier gesprochen wird, handelt nicht um die Leerheit (paramattha suññatã) der absoluten Welt, diese ist die Leerheit der erleuchteten Menschen (arahat), sie ist unser Endziel, das können wir nicht üben. Wir können sie nur erreichen, aber vorher müssen wir unsere weltliche Leerheit (suññatã) erkennen und erleben, sie ist der Weg, auf dem wir zum Endziel, die absolute Leerheit, erreichen werden. Die Leerheit hier muss von uns, gewöhnlich praktizierenden Buddhisten, durch Übungen der Achtsamkeit erkannt und erlebt werden.

In der Lehre Buddha ist der Begriff Leerheit (suññatã) sehr verbreitet, sie beschreibt die abhängige Entstehung aller Wesenheiten (dhamma), wenn wir die Leerheit verstehen und erkennen, dann wissen wir auch über die absolute Welt (paramattha dhamma) Bescheid und die Praxis macht uns Freude.

Leider wird die Leerheit von vielen Leuten, darunter auch viele Buddhisten, falsch verstanden oder nicht verstanden worden, was Buddha wirklich mit der Leerheit meinte. Alle Dinge (dhamma) sind leer, heisst nicht, dass sie physisch in unserer alltäglichen wahrnehmenden Welt (lokiya) nicht existiert. Eine bestimmte Wesenheit ist da, weil auch andere Wesenheiten, die für die Existenz dieser einer bestimmten Wesenheit vorhanden sind, sonst wäre diese eine bestimmte Wesenheit nicht da. Darum heisst es in der Lehre Buddhas, dass alle Wesenheiten leer vom unabhängigen existierenden Selbst sind. Deshalb ist es auch nicht wert sie zu ergreifen und anzuhaften. Für uns praktizierende Buddhisten ist das Verstehen und Erkennen der Leerheit (suññatã) eine der wichtigsten Hilfe in der Praxis. Wir lernen alle Dinge als Leer zu akzeptieren, weil Dinge die wir gern haben, in sich selbst nicht beständig und das Mögen in uns selbst auch nicht beständig ist. Beispiel: wir wünschen uns ein schönes Haus, nach gewisser Zeit ist unser Wunsch in Erfüllung gegangen und wir freuen uns sehr darüber. Betrachten wir einerseits mal unsere Freude, ist sie beständig wie in dem Moment, als wir das gewünschte Haus bekamen? In Wirklichkeit nicht, es kommen auch je nach Wünsche die Sorgen, zum Beispiel, wie sollen wir das Haus einrichten, was für Möbel sollen wir beschaffen, wie sollen wir uns versichern, dieses Zimmer ist ein bisschen zu klein, usw. Ist unsere Zufriedenheit beständig? Wenn jemand ja sagt, dann ist er oder sie schon erleuchtet oder sie oder er lügt. Nun betrachten wir andererseits das Haus, ihre Schönheit bleibt nicht beständig, wie in dem Moment, als wir es bekommen. Wir müssen das Haus ständig säubern, pflegen, instand halten, renovieren, usw. Darüber machen wir uns auch Sorgen.

Bitte nicht falsch verstehen, sodass wir ein schönes Haus nicht besitzen sollten, weil wir deswegen Sorgen haben und leiden. So zu denken entspricht nicht der Lehre Buddhas, sondern Dummheit. Die Lehre Buddhas ist, das schöne Haus mit innerem Friede und Freude zu besitzen und die Sorgen loszulassen. Wenn uns bewusst ist, dass die Anfangsfreude nicht beständig ist, d.h. diese Freude ist leer von der Beständigkeit, dann haften wir auch nicht an dieser Anfangsfreude, wir lassen sie los, wenn sie vergeht. Und andere Verpflichtungen, die wir als Hausbesitzer haben sollen, akzeptieren wir ohne Abneigungen, wir lassen die verbundene Sorge los, also sind alle unsere Verpflichtungen leer von Sorgen. Gewöhnlich sind wir immer der Meinung, wir müssen uns über die Sachen Sorgen machen, damit wir die auftretenden Probleme pflichtbewusst lösen können. Buddha empfiehl uns das Gegenteil, ohne Sorge mit voller Achtsamkeit und Konzentration die auftretende Probleme pflichtbewusst lösen. Also ist unser schönes Haus leer von Sorgen und beständiger äusseren Freude. Der Buddha lehrte uns die Leerheit (suññatã) aller Wesenheiten (dhamma) zu erkennen und zu verstehen, was bedeutet, die absolute wahre Natur aller Wesenheiten zu erkennen und verstehen. Es bedeutet nicht, wie manche Leute behaupten, wir sollen alle Wesenheiten ignorieren, keine Interesse daran haben oder uns davon abwenden. Manche Leute behaupten sogar, dass die Lehre Buddhas eine egoistische Lehre ist, die nur sich selbst befreien will, usw. Uns praktizierende Buddhisten lassen all diese falschen Behauptungen natürlich kalt. Wir wissen sehr wohl, dass die Lehre der Allgemeinheit dient und die friedliche Existenz jedes einzelnen in der Allgemeinheit anstrebt. Um dies zu erreichen muss jeder von uns selber praktizieren. Buddha hatte uns Medikamente für unsere Krankheit gebracht, wir müssen uns aber zuerst unserer Krankheit bewusst werden und bereit sein sie zu heilen, dann erst können wir die Medikamente dem Rezept entsprechend einnehmen. Auch wenn der historische Buddha Gautama noch unter uns wäre, er könnte die Medikamente nicht für uns einnehmen, auch wenn er es wollte.

Die Leerheit (suññatã) der Lehre Buddhas zu verstehen, ist natürlich nicht einfach für die Leute, die den Buddhismus nicht tief genug kennen oder die Buddhisten, deren Zufluchtnahme zu Buddha, Dhamma und Sangha nur Lippenbekenntnisse sind. Wir praktizierende Buddhisten sind gefordert, den Leuten, die die Tiefe der Lehre die Leerheit zu verstehen, behilflich zu sein. Aber wir sollen uns nicht mit den Leuten in eine Diskussion oder gar in einen Streit einlassen, die mit ihren falschen Behauptungen Recht haben wollen. Das wäre nicht im Sinne Buddhas. Wir müssen sie ohne Abneigung und Hass auch akzeptieren und Verständnis für die andersdenkenden Leute haben, auch wenn sie uns herablassend kritisieren oder beschimpfen, das gehört auch zu unserer Praxis.

Die Leerheit zu erkennen und zu erleben, ist eine der schönsten und wichtigsten Praxiserlebnisse für uns praktizierende Buddhisten aber wie erkennen wir im Alltag diese Leerheit? Während unseren Alltagsaktivitäten haben wir gelernt bewusst und achtsam zu sein, natürlich werden wir noch nicht bei jeder Aktivität bewusst und achtsam sein können, schliesslich sind wir immer noch in der Übung. Aber wenn wir bei einer Aktivität, sei es körperlich oder geistig, Achtsamkeit besitzen, dann werden wir uns auch bewusst, dass das gegenwärtige Geschehen keine Beständigkeit hat, früher oder später vergeht es wieder. Wir wissen, dass, was gerade passiert ist, seine Ursachen und passenden Bedingungen hat. Weil wir mit unserer Praxis ziemlich fortgeschritten sind, fassen wir den folgenden Ablauf als eine Leerheit zusammen: Ursachen und Bedingungen => das Geschehen => Unbeständigkeit => weitere Ursachen und Bedingungen, es ist ein Kreislauf von Entstehen und Vergehen, d.h. das Geschehen ist leer von Beständigkeit und von eigenständiger Entstehung, deshalb lassen wir los. Somit sind alle Geschehnisse leer von Ergreifen und Anhaften. Wir empfinden dem Geschehen gegenüber weder Habenwollen noch Abneigung noch Nicht-Interesse. Wir akzeptieren das Geschehen so, wie es gerade ist. Wir werden während diesem Leerheitserlebnis einen wohl entspannten inneren Frieden tief in uns spüren. Das Erlebnis muss jeder von uns selber erleben, um zu wissen, was es ist und wie es sich so anfühlt.

Machen wir mal ein paar Beispiele: wir gehen an einem schönen Frühlingstag mit voller Achtsamkeit in der Natur spazieren, auf einmal entdecken wir, gut versteckt, eine sehr aussergewöhnliche Blume. Wir sind in dem Moment nicht sehr achtsam und wollen die Blume sofort pflücken, dann augenblicklich kommt in uns die volle Achtsamkeit zurück. Wir erkennen in diesem Moment die Leerheit der Blume. Die Blume in sich selbst ist leer, die Ursachen ihrer jetzigen Existenz sind die gute Qualität der Blumensame und die fruchtbare Erde, die Bedingungen dafür sind warme Temperatur, viel Sonnenlicht und ein gutes Versteck. Diese Blume wird naturgemäss auch vergehen. Aber wenn wir sie jetzt pflücken, wird sie viel schneller vergehen, weil die natürlichen Bedingungen nicht mehr vorhanden sind. Also ist die Blume leer von Beständigkeit. Damit die Blume ihre Schönheit länger behalten kann, lassen wir unser Habenwollen das "Ich" und "Mein" los. Die Blume ist für uns somit leer von Ergreifen und Anhaften. Nachdem wir die Schönheit der Blume ohne Ergreifen und Anhaften genossen und bewundert haben, gehen wir mit voller Achtsamkeit und tiefen inneren Frieden weiter. Der ganze Vorgang ist eben das Erkennen und Erleben der Leerheit (suññatã) der Blume. Ein weiteres Beispiel ist eine sehr schwierige Gelegenheit, vor allem wenn wir noch nicht genug Erfahrung mit der Übung haben, es erfordert Geduld und Vertrauen. Dieses Beispiel ist: wir sitzen in einem Zug, sind nicht sehr achtsam. Es kommen dann einige Leute zu uns, beginnen uns zu beschimpfen. Für uns ist es grundlos, sie haben anscheinend irgendeinen Grund. Die Situation scheint sehr brenzlig zu sein. Wir sind bereit als gewöhnliche Menschen dementsprechend zu reagieren, in diesem Moment haben wir die volle Achtsamkeit und werden uns bewusst, dass, wie wir reagieren würden, nicht der Lehre Buddha entspricht, es erzeugt nur mehr Leiden, unsere Reaktion soll aber Frieden fördern, das ist nur das eine. Andererseits sagt unser gewöhnlicher Geist " Du muss dich doch verteidigen, sie beleidigen dich, das darf du nicht so stehen lassen, jetzt musst du mit voller Wucht reagieren" Nun haben wir es, wir haben nicht nur mit der Beleidigung des anderen zu tun, sondern auch noch mit unserem gewöhnlichen Geist zu tun. Wenn unser Vertrauen in die Praxis stark genug ist, werden wir in einer solchen Situation den Weg Buddhas gehen. Wir erkennen das Leiden unseres Gegenübers, es muss für uns unbekannte Ursachen gegeben haben, sodass sie uns gegenüber aggressiv reagieren. Wir sind nun die Bedingung dafür, deshalb dürfen wir keine weiteren Bedingungen ihrer Aggressivität begünstigen. Wir erkennen nun die Leerheit in diesen Menschen, sie sind leer von Vernunft und Frieden und wir sind leer von Hass, Aggressivität und Rachegefühl. In uns herrscht wieder innere Ruhe. Nach dieser Erkenntnis bleiben wir entweder ruhig und lächeln freundlich oder wir suchen mit vollem inneren Frieden einen anderen Platz. Nun ist es vorbei, denken wir. Aber einige Zeit später, Unterwegs oder Zuhause, hat unsere Achtsamkeit nachgelassen und der gewöhnliche Geist hat noch nicht aufgegeben, er fängt wieder an uns herum zu trampeln "Was für ein Feigling bist du? Deine tatenlose Reaktion war beschämend. Du hättest diese Menschen zumindest eine Ohrfeige geben sollen" Ja der gewöhnliche Geist lässt so viele hässliche Gedanken hochkommen, bis wir dann genug Achtsamkeit haben und uns bewusst wird, dass dies, was sich jetzt im Geist abspielt, nur ein Angebot des gewöhnlichen Geistes ist, die uns zum Ergreifen und Anhaften treibt. Wir erkennen mal wieder die Leerheit, die jetzt im Geist so herumwühlt, ist nicht beständig, es kommt und vergeht. Wir lassen alles los. Alles ist leer von Ergreifen und Anhaften. In dem Moment gewinnen wir wieder unseren inneren Frieden. Warum kommt der gewöhnliche Geist immer wieder mit diesem negativen Ereignis? Weil wir mit der Praxis noch nicht weit genug sind, unsere Achtsamkeit beim Loslassen und Nicht-Anhaften hat noch nicht die Qualität, die das Verlangen des gewöhnlichen Geistes sofort für immer in den Schrank weist. Für solche Fälle, heisst es für uns, üben, üben... und noch mal üben. "Das ganze Leben ist die Übung! Zen Geist ist Anfang Geist!"

Unser gewöhnliche Geist sitzt sehr tief in uns und enthält gewaltige Energie, sodass sie zu einer weltlichen Gewohnheitsenergie geworden ist, die uns zu jedem Ereignis antreibt, entweder Habenwollen oder Abneigung oder Nicht-Interesse und die Praxis der Lehre Buddhas bewirkt das Gegenteil. Also brauchen wir je nach unserer Entschlossenheit dementsprechend viel Zeit, damit unsere Energie der Praxis stärker wird als unsere weltliche Gewohnheitsenergie und wenn wir für immer völlig alles Loslassen könnten, dann hätten wir auch das Endziel erreicht (nibbãna). Aber diesen Endziel-Wunsch müssen wir auch loslassen, sonst würden wir bei dessen Anhaften bleiben und Anhaften, egal an was, auch an der Erleuchtung (nibbãna) zu haften ist ein Hindernis und entspricht nicht der Lehre Buddhas. Egal wie weit wir mit der Praxis sind, solange wir noch unterwegs zum Ende des Leidens sind, werden wir mehr oder weniger dies und jenes ergreifen und anhaften, unterwegs werden wir nie frei sein, sonst wären wir am Ziel. Als praktizierende Buddhisten üben wir im Alltagsleben achtsam und bewusst zu sein, wir achten fortdauernd darauf die weltliche Gewohnheitsenergie zu kontrollieren. Bei manchen Situationen oder Tagen sind wir so verzweifelt, wir haben das Gefühl die Kontrolle völlig verloren zu haben und die weltliche Gewohnheitsenergie kontrolliert uns völlig. Unser gewöhnlicher Geist lässt, trotz unserer Achtsamkeit, die Habenwollen-Gedanken oder Abneigung-Gedanken immer wieder entstehen. Während wir sehr achtsam sind, vergehen die entstandenen Gedanken, aber kaum ein paar Augenblicke später entstehen sie ganz intensiv wieder und oft wollen sie, trotz unserer Achtsamkeit, gar nicht vergehen, sodass das Gefühl entsteht verloren zu sein. In einem solchen Fall dürfen wir nie aufgeben, wir müssen einen Notausgang finden, hier ist die völlig erzwungene Konzentration auf das Ein-und Ausatmen sehr hilfreich. Dadurch können wir etwas Ruhe gewinnen und unsere Achtsamkeit auf den aufgewühlten Geist besser einsetzen. Diesen Vorgang werden wir solange wiederholen, bis wir die Oberhand gewinnen und erkennen, warum wir so schwach waren. Warum waren wir nicht in der Lage in einer solcher Situation die Leerheit zu erkennen? Der aufgewühlte Geist war nicht das Problem, er ist so, wie seine Natur ist. Das Problem war unser Verlangen entweder die Leerheit zu erkennen oder das Verlangen die entstehenden Gedanken so schnell wie möglich los zu werden. Also es war wirklich unser Verlangen und Anhaften, die uns die Sicht versperrt haben. Wir waren so sehr mit der Leerheit beschäftigt, sodass wir vergessen haben, dass diese Beschäftigung eigentlich eine Anhaftung war. Deswegen lieferten wir unbewusst mehr den Treibstoff an die weltliche Gewohnheitsenergie anstatt von ihr den Treibstoff abzuzapfen. Die Leerheit ist bei jeden Dingen (dhamma) vorhanden, um sie zu erkennen brauchen wir sie nicht zu suchen, sondern bleiben achtsam und ruhig "Nicht-Tun", dann werden wir die Leerheit in allen Dingen klar erkennen. Es ist, als ob wir den Erdboden eines Teiches erkennen wollten. Wenn wir in den Teich steigen und herumwühlen, werden wir nie seinen Erdboden erkennen können. Wir müssen aus dem Teich steigen, dessen Ufer achtsam, ruhig und geduldig beobachten, bis das vom Schlamm getrübte Wasser sich klärt.

Nun solche Vorschläge klingen ziemlich einfach, aber alle Praktizierenden wissen, auch mit solchen Erkenntnissen fallen wir immer wieder in die Grube des Ergreifens und Anhaftens herein. Haben wir einen einfachen Weg? Nein! Sonst hätte Buddha uns diesen anderen einfachen Weg gezeigt. Für uns heisst das

üben, üben, üben, üben,.........üben, üben, üben. Egal wie lange noch und wie viele Leben noch. Es geht nicht anders. Die Meditation ist dabei sehr hilfreich und soll regelmässig praktiziert werden. Während der Meditation springt unser Geist gern herum, durch die Leerheit wissen wir aber, dass das Herumspringen in der Natur des weltlichen Geistes liegt und wir seine Natur nicht ändern können, wir können aber diesen herumspringenden Geist loslassen, wir ergreifen und halten ihn nicht fest als "mein" Geist und "mein" Denken. Dieser Geist ist somit leer von "Mein". Sobald wir die Leerheit dieses Geistes erkennen und verstehen, werden wir merken, wie dieser herumspringende Geist schwächer und schwächer wird, bis er ganz verschwindet. Wenn wir konzentriert und achtsam bleiben, dann erleben wir in diesem Moment die Leerheit, d.h. wir sind leer von jeglichen Gedanken, von diskursiven Gedanken, von Illusionen, wir sind einfach von allem frei. Wir erleben die Leerheit als unbeschreiblichen, vollkommenen inneren Frieden und Ruhe, bis die nächste Störung kommt. Warum kommt dann die nächste Störung? Solange wir die weltliche Gewohnheitsenergie, ob stark oder schwach, noch in uns haben, werden wir immer wieder Störungen haben und oft immer wieder von vorne anfangen müssen, wir dürfen aber die Praxis nicht aufgeben. Die Leerheit, die wir zeitweise erkannt und erlebt haben, ist Grund genug für uns, nicht aufzugeben, auch wenn es immer wieder Rückschläge gibt. Wir praktizieren, ohne uns zu fragen "Wie lange noch muss ich alles aushalten, bis ich die Erleuchtung (nibbãna) erreiche?". Diese Fragestellung ist das Habenwollen und eine Anhaftung, wir werden dadurch niemals das Endziel erreichen und sie bringt uns sogar zum Aufgeben. Eigentlich ist die absolut vollkommene Leerheit (nibbãna) nicht etwas, dass wir erstreben, habenwollen und anhaften dürfen. Wir müssen nur in der Gegenwart achtsam leben und das Loslassen vom "Ich und Mein" hier und jetzt praktizieren, dann erkennen wir auch, dass die Erleuchtung zu ergreifen und anzuhaften nicht notwendig ist.

Haben wir als Haushälter-innen genug Zeit und Möglichkeit zu praktizieren? Das ist nicht die richtige Frage. Zeit und Möglichkeit haben wir so viel, wie wir für unser Atmen brauchen. Es fragt sich nur, sind wir bereit und entschlossen es zu tun? Jede unserer Handlungen im Alltag, sei es physisch oder geistig, gibt uns die Möglichkeit zu praktizieren, wir müssen nur dabei gewahr sein. Und sobald wir praktizieren, werden wir auch für die Meditation genug Zeit haben. Darum muss es nicht sein, um richtig praktizieren zu können, dass wir uns in die Wälder zurückziehen oder uns von der Gesellschaft entfernen. Wir müssen nur die Entschlossenheit haben. Es ist natürlich nichts gegen das Leben in der Abgeschiedenheit oder in einer Mönchgemeinschaft, diese Art des Lebens ist für uns vorbildlich, wenn es wirklich nach dem Buddha-Prinzip abläuft, es führt auch noch schneller zum Ziel und wir sind der Mönchgemeinschaft sehr dankbar dafür, dass sie die Lehre Buddhas für uns und künftige Generationen aufrechterhalten. Wir praktizierende Buddhisten können das Leben als Haushälter oder Haushälterin noch nicht loslassen wie die Leute in der Mönchgemeinschaft, also praktizieren wir, wie wir im Moment sind und so gut wie wir können. Durch unsere Übungen können wir nun die Leerheit in uns selbst erkennen und erleben. Was wir bisher, gewohnheitsmässig als "Ich und Mein" ergreifen und anhaften, ist leer. Nichts, was auch immer es sein mag, wir üben es nicht als "Ich und Mein" zu ergreifen und anzuhaften. Egal wie lange und wie viele Leben noch, wir sind entschlossen zu üben, bis wir ganz loslassen können und die vollkommene Leerheit erreichen (nibbãna). Wie schon einmal gesagt worden, alle Dingen oder Wesenheiten haben ihre innewohnende Leerheit, d.h. sie alle haben ihre Leerheit. Diese Leerheit zu erkennen und zu erleben muss auch geübt werden. Wenn wir die Leerheit aller Dinge erkennen, egal ob körperlich oder geistig, dann erkennen wir auch, dass es nicht wert ist, diese Dinge zu ergreifen und anzuhaften. Wir akzeptieren sie einfach so, wie sie sind. Es ist das Sein (tathatã) der Dinge.