Wir haben hier die Lehre Buddhas als Hilfsmittel. Wie funktioniert dieses Hilfsmittel im Alltag eines / einer praktizierenden Buddhist / Buddhistin, der oder die einen Haushalt und ein Familienleben führen? Hier ist die Grundkenntnis im Buddhismus die notwendige Voraussetzung, sie ist das Erkennen und Verstehen der vier Edlen Wahrheiten. Wenn wir die vier Edlen Wahrheiten erkennen und verstehen, werden wir auch verstehen, was rechte Achtsamkeit (sammā sati) ist. Diese Achtsamkeit müssen wir zuerst entwickeln, indem uns jede Handlung physisch und geistig bewusst wird. Wir sind gewahr, was wir gerade tun oder denken. Wir fangen beim Aufstehen in der Morgenfrühe an. Sobald der Wecker uns weckt, mögen die meisten von uns nicht sofort aufstehen. Wenn wir wach werden, wissen wir, dass es die Trägheit ist, die uns daran hindert, sofort auszustehen. Diese Trägheit ist der unheilsame Geistesfaktor (cetasika). Sobald wir die Trägheit in unserem Bewusstsein erfasst haben, fällt es uns leichter aufzustehen, ohne muffig zu sein. Wir können uns sogar ein Lächeln schenken. Also die Bewusstwerdung und das Erkennen des unheilsamen Geistesfaktors ist die rechte Achtsamkeit. So wird unsere Achtsamkeit aufgebaut und entwickelt. Wir gehen zur Arbeit und müssen auf den Bus warten, der Bus kommt sehr spät. Während dem Warten können wir unsere Ungeduld beobachten und wir erkennen den unheilsamen Geistesfaktor wieder, die uns zu Allerlei negativen Gedanken treibt. Sobald uns das bewusst wird und unsere Achtsamkeit darauf richten, wird die Ungeduld schwächer und schwächer und wir können wieder lächeln. Natürlich gelingt es uns nicht immer diese Achtsamkeit zu besitzen, vor allem, wenn wir erst anfangen zu üben, aber mit der Zeit wird unsere Achtsamkeit immer öfters gegenwärtig sein, dann sind wir in der Lage mit noch schwierigeren Situationen fertig zu werden. Zum Beispiel kommen wir müde von der Arbeit nach Hause, kaum sind wir angekommen, konfrontieren wir uns mit unserem Partner oder Partnerin zu Hause. Er oder sie wirft uns dies und jenes vor, was wir als ungerecht empfinden. Stellen wir uns mal vor, wo der Streit enden wird, wenn wir die rechte Achtsamkeit nicht geübt hätten. Aber wir sind echte praktizierende Buddhisten, die die Achtsamkeit haben, also hören wir zuerst die Vorwürfe reaktionslos und geduldig an und erkennen den unheilsamen Geistesfaktor des Partners oder der Partnerin. Unsere Achtsamkeit (sammā sati) soll aber zuerst unserem unheilsamen Geistesfaktor nicht aufsteigen lassen, ruhig und gegenwärtig bleiben und dann kontemplieren wir den unheilsamen Geistesfaktor des Partners oder der Partnerin. Nur durch unsere Achtsamkeit sind wir in der Lage die Situation zu kontrollieren, ruhig, friedlich und verständnisvoll zu reagieren. Gewöhnliche Menschen, die keine rechte Achtsamkeit haben und die Lehre Buddha nicht praktizieren, werden sagen " Es sind alles nur Worte und Theorie, so was kann man nicht machen, oder so zu reagieren bedeutet, Schwäche zeigen" Wir, echte praktizierende Buddhisten, legen keinen Wert auf solche Aussagen.
Irgendwann sind wir soweit, dass wir unseren Geist in jeder Zeit und Situation mit der Achtsamkeit kontrollieren können. Ein Gedanke steigt auf und uns ist sofort bewusst, ob der Gedanke heilsam, unheilsam oder neutral ist. Mit Hilfe der Achtsamkeit lassen wir die Gedanken nicht unsinnig schweifen. Um bis zu diesem Stadium kommen zu können, müssen wir rechte Meditation (sammā samãdhi) ausüben.
Was bedeutet für uns hier die rechte Meditation? Wie bereits vorher beschrieben worden war, ist rechte Meditation hier nicht nur das Stillsitzen wie ein Stein, sondern die Achtsamkeit und die Konzentration beim Stehen, Sitzen, Gehen, und Schlafen, egal wo wir gerade sind und was wir gerade machen. Wir sind uns jeden Atemzug bewusst. Wir reden hier nur über die Sitzmeditation, weil die meisten von uns diese ausüben. Die Sitzmeditation ist für uns, die einen Haushalt und Familienleben führen, ein wichtiges Hilfsmittel, um unsere Achtsamkeit und Gegenwartsbewusstheit zu fördern. Wann und wie lange wir sitzen, hängt von jedem Einzelnen ab, wichtig ist es, dass wir uns Zeit dafür nehmen und Freude daran haben. Ideal wäre eine Stunde am Morgen und eine Stunde am Abend vor dem Schlafengehen. Wir nehmen während der Meditation das Atem als Bezugspunkt, indem wir uns auf das Ein-und Ausatmen konzentrieren. Wir werden merken, dass der Geist nicht ruhig bleibt. Der Geistesfaktor (cetasika) lässt geistige Eindrücke entstehen und vergehen wieder, um die nächsten vielen geistigen Eindrücke entstehen zu lassen. Wenn wir an einen entstehenden geistigen Eindruck ergreifen und anhaften, haben wir einen Gedanken. Spätestens hier muss es uns bewusst werden und loslassen, sonst verwickeln wir uns in dem Gedanken, sodass ein diskursives Denken entstehen wird, es folgen unaufhörlich weitere Gedanken. Wir müssen während der Konzentration durch das Ein-und Ausatmen die entstehenden geistigen Eindrücke beobachten lernen. Mit der Zeit wird es uns besser gelingen sie zu beobachten. Wir dürfen nicht dagegen kämpfen, sonst verlieren wir uns in diesen vielen geistigen Eindrücke selber und haben keine Konzentration mehr und die Meditation ist für uns verloren. Egal, ob schöne oder schlechte geistige Eindrücke entstehen, wir dürfen sie alle nicht ergreifen und anhaften bzw. zurückweisen, nur beobachten, sie werden dann von selbst wieder verschwinden. Natürlich wird es uns nicht immer gelingen, alle diese geistigen Eindrücke nicht zu ergreifen und anzuhaften. Aber durch die Achtsamkeit, die wir schon etwas entwickeln haben, wird uns nach einer gewissen Zeit bewusst werden, dass wir an die entstehenden geistigen Eindrücke anhaften oder sie zurückweisen. Diese Bewusstwerdung ist Achtsamkeit, die uns zur Beobachtung des Geistes zurückleiten und diese Bewusstwerdung kommt mit der Zeit immer schneller zur Stelle, wenn wir die geistigen Eindrücke ergreifen und anhaften. So bauen wir unsere Achtsamkeit auf, bis wir irgendwann in der Lage sind, während der ganzen Sitzmeditation voll konzentriert zu sein. Ob wir während dem Tagesleben sehr viele Sinnesobjekten ergriffen und angehaftet haben, merken wir mit der Zeit während der Sitzmeditation, es entstehen sehr viele geistigen Eindrücke, die den angehafteten Sinnesobjekten des Tages entspringen. Diese Erfahrung leitet uns wiederum zur mehr Achtsamkeit während des täglichen Lebens. Buddha empfiehl uns deshalb die vier Grundhaltungen der Achtsamkeit (sati patthãna). Das sind Achtsamkeit des Körpers (rūpa), des Gefühls (vedanā), des Geistes (citta) und der Naturentwicklung (dhamma), ob wir schlafen, gehen, stehen oder sitzen, diese vier Achtsamkeitsarten müssen gewahr sein. Die Meditation hilft uns dabei die vier Achtsamkeitsarten zu stärken. Es gibt heutzutage sehr viele Meditationskurse. Es ist sehr hilfreich einen uns passenden Meditationskurs zu besuchen, wir dürfen nur währenddessen keine vorgefassten Meinungen über den oder die Meditationslehrer-in haben, wenn sie die Lehre Buddha etwas anders erklären, als wir es gewöhnt sind. Unsere Herzen müssen für alle offen sein. Wir müssen die Lehre dauernd mit unserer täglichen Praxis zum Einklang bringen, die Praxis darf keine gezwungene Tortur sein, sonst werden wir nur das Leiden erhöhen. Das ist doch nicht im Sinne Buddhas, das Praktizieren der Lehre Buddhas sollte eine Freude für uns sein und uns Frieden und Ruhe bringen.
Das Ergreifen und Anhaften loszulassen klingt ziemlich einfach. Wer das Loslassen übt, wird es erfahren, wie schwierig es ist. Manchmal haben wir das Gefühl, dass es unmöglich ist, das was gerade so intensiv in unserem Geist entsteht, gar nicht losgelassen werden kann. Was auch immer passiert, wir dürfen uns nicht auf unser Gefühl verlassen, wir müssen einfach mit der Beobachtung weiterfahren. In diesem Fall müssen wir wirklich Geduld haben und die Achtsamkeit immer wieder von neuem aufbauen, bis wir irgendwann dahinter kommen, dass, was im Geist gerade für uns scheinbar so intensiv entsteht, nicht das Problem des Loslassens ist, sondern unser Verlangen nach dem Loslassen hindert uns loszulassen. Warum? Das Verlangen loszulassen ist nichts anderes als Aversion gegenüber die im Geist entstandenen Eindrücke. Wir verwechseln das Wegstossen mit dem rechten Loslassen. Das Verlangen die entstandenen Eindrücke loszulassen ist das Anhaften am Loslassen, darum ist die Entstehung in unserem Geist so intensiv. Wir müssen stattdessen alle im Geist entstandenen Eindrücke, egal was, losziehen lassen, als wenn wir am Flussufer sitzen und das vorbeifliessende Wasser beobachten würden, ohne zu wollen, dass das Wasser schneller oder langsamer fliessen soll, wir akzeptieren das fliessende Wasser, so wie es ist. Wir werden es sobald erfahren, dass in dem Moment, in dem das Beobachtungsbewusstsein gewahr wird, die intensiven im Geist entstehenden Eindrücke ruhiger und ruhiger werden. Falls unsere Konzentration ohne Störung bleibt, verschwindet der aufgewühlte Geist. Unser ganze Körper erfährt nun die innere friedliche Entspannung, wir fühlen uns losgelöst von allen, bis unsere Konzentration nachlässt und der Geist beginnt wieder Gedanken entstehen zu lassen und wir beginnen wieder von vorne mit der Achtsamkeit die entstehenden Eindrücke zu beobachten, das ist eben die Übung "Zens Geist ist Anfang Geist" " das ganze Leben ist eine Übung" Wer dies nicht erkennt und akzeptiert wird die Lehre Buddhas nicht richtig praktizieren können. Diesen inneren Frieden müssen wir, meditierende und praktizierende Buddhisten, selber erfahren, um zu wissen, wie es ist, sie zu erfahren nur durch Beschreibungen von anderen, ist nicht die gleiche Erfahrung, sie ist nur ein Ansporn zum Praktizieren.
Khzentrum | Contact Us | Terms of Use
| Trademarks
Copyright 2014 Khmer Culture Center in Switzerland; -- All Rights Reserved.