Vorwort

Meine Kinder möchten gerne Genaueres über den Buddhismus wissen oder fragen mich immer wieder, warum sie uns, ihre Eltern, zur buddhistischen Zeremonie begleiten und beiwohnen sollen? Daher möchten wir sie über den Buddhismus aufklären, aber wir wissen auch nicht genau was der Buddhismus ist, unsere Kenntnisse haben wir von unseren Eltern und Grosseltern, die wiederum nicht gut genug sind, um auf die Fragen unserer Kinder zu antworten. Wir haben zwar Mönche, die die Kindern über den Buddhismus aufklären können, aber sie können noch nicht gut genug Deutsch sprechen, damit unsere Kinder sie verstehen, genauso umgekehrt. Dies sind nur ein paar Beispiele, über die sich Eltern unserer kambodschanischen Gemeinschaft beklagen. Um zur Lösung des Problems beizutragen, habe ich, nach einer Beratung mit unserem Mönch entschlossen, über das Thema Buddhismus mit dem Titel "Leben nach der Lehre Buddhas" zu schreiben. Es soll ein Beitrag zum besseren Verstehen des Buddhismus sein. Diese Texte sind für alle, aber vor allem für die jüngere deutschsprachige Generation in unserer kambodschanischen Gemeinschaft, die sich für den authentischen Buddhismus und dessen Praxis interessieren. "Leben nach der Lehre Buddhas" ist eine Beschreibung der Umsetzung der Lehre Buddhas im Alltag aus der Sicht eines praktizierenden Buddhist, der gewöhnlich, wie alle Menschen, einen Haushalt und ein Familienleben führt.

Die zweite Generation "Secondo-Kambodschaner" und jüngere, die sich die Frage stellen, "Weshalb sollte ich mich überhaupt mit der Lehre Buddhas auseinandersetzen?" Die Frage ist berechtig, wenn eure Familie oder eure Eltern euch deswegen unter Druck setzen. Sie tun das nur aufgrund der Tradition und gesellschaftlichen Pflicht, aber wenn das der Fall wäre, dann müsst ihr mit euren Eltern oder Familien darüber reden, denn der Buddhismus zwingt niemanden an seine Lehre zu glauben. Aus der Sicht der Lehre Buddhas hat deshalb diese Fragestellung keinen Sinn, denn Buddhist wird man nicht durch Mitgliedschaft. Denkt nicht, dass man Buddhist sein soll oder muss, nur weil die Eltern und Vorfahren Buddhisten waren. Buddhist zu sein ist keine Erbschaft, man kann nicht als Buddhist geboren werden. Buddhist zu sein ist jedermanns freiwillige Entscheidung. Ausserdem ist es eine Erkenntnis-Religion, die auf freien und bewussten Willensentscheidungen basiert. Man wird auch nicht dadurch zum Buddhisten, indem man erklärt, ob öffentlich oder insgeheim, dass man Buddhist sein wolle und die Zufluchtnahme rezitiert. Auch erkennt man sie auch nicht daran, dass sie kahlgeschorene Köpfe oder gelbe Roben tragen. Alles sind nur Äusserlichkeiten und es wird auch so bleiben, solange man nicht bereit ist, sich auf eigenwilliger und freiwilliger Basis mit der Lehre Buddhas auseinandersetzen. Wirklicher Buddhist zu sein bedeutet, das ernsthafte Streben nach dem Ende des Leidens ins Zentrum seines Lebens zu stellen. Deshalb ist dieser Text eher für wirkliche interessierte Buddhisten gedacht, die den Weg der Praxis einschlagen wollen oder bereits auf diesem Pfad sind. Dieser Text wird für Buddhisten, die nur auf die Äusserlichkeiten achten, nur bei einigen Themen verständlich sein. Themen wie zum Beispiel "das Loslassen von Ich und Mein", "das Verstehen der Leerheit" usw. werden für sie sehr kompliziert sein und es könnte zum Missverstehen führen.

Dieser Text "Leben nach der Lehre Buddhas" soll und darf nicht als mein Werk betrachtet werden. Dies ist nur ein Versuch die Lehre Buddhas aus der Sicht eines praktizierenden Buddhist, der ein gewöhnliches Laien Leben führt, zu beschreiben. Die Vorlage für diese Texte beziehe ich aus den Lehrdokumenten der unten aufgezählten Personen und aus Erfahrungen der alltäglichen Praxis. Deshalb sind diese Texte eher eine Dokumentation der eigenen Praxis und tragen hoffentlich zum besseren Verstehen der Lehre Buddhas bei. Den Leuten, die wirklich praktizieren wollen, empfehle ich die Lehrdokumente von den unten aufgezählten Personen zu studieren und sich selbst ein Bild darüber zu machen.

Als nächstes möchte ich mich vor Buddha verbeugen und ihm für seine Lehre danken und folgenden Menschen, die mich durch ihre Weitergabe der Lehre Buddhas inspirierten und die bei meiner Überzeugung und Erkenntnis in der Lehre Buddhas eine unschätzbar grosse Hilfe waren. Sie sind alle meine Dhamma Meister-Lehrer und Freunde:

- Maha Ghosananda (1929-2007) war ein kambodschanischer Mönch und Friedensaktivist. Ich habe das Glück gehabt ihn während meiner Jugendzeit in den achtziger Jahren kennenzulernen, obwohl ich mich damals noch nicht so vertieft mit dem Buddhismus auseinandergesetzt hatte, war er für mich bis heute der einzige kambodschanische Mönch, der nur durch sein Benehmen und Erscheinen mein Interesse an Buddhas Lehre aufrecht erhält.
- Dalai Lama, geb. 1935, tibetisches geistige Oberhaupt. Seine Bücher weckten mein Interesse an dem Pfad der Lehre Buddhas in den neunziger Jahren.
- Thich Nhat Hanh, geb. 1926, vietnamesischer Mönch und Zen Meister, einer der bekanntesten Vermittler des engagierten Buddhismus. Nachdem ich viele seiner Bücher seit 2006 gelesen habe, war für mich klar, dass ich den Weg der Lehre Buddhas einschlagen und praktizieren will. Seither habe ich auch begonnen zu meditieren. Von Tich Nhat Hanh habe ich ebenfalls gelernt keine Urteile und Vorurteile gegenüber anderen Religionen zu haben und ihre gute Seite zu respektieren und zu schätzen wie die Eigene und vor allem das Herz für die verschiedenen Buddhistischen Richtungen offen zu halten.
- Ajahn Chah (1918-1992) war ein theravada-buddhistischer Mönch aus Thailand, der zu den Linien der Waldmönchstradition gehörte. Auf der Suche nach der Vertiefung in der Praxis stiess ich im Jahre 2008 auf Dokumente der Lehrreden von Ajahn Chah, die mich bis heute inspirieren. Alle diese Dokumenten seiner Lehrreden lese ich fortdauernd mindestens zum vierten oder fünften Mal und jedes Mal spüre ich tiefen inneren Frieden und Freude dabei. Seine Lehrreden sind auch für mich eine Anleitung der alltäglichen Praxis.
- Buddhadasa Bhikkhu (1906-1993) auch aus Thailand, er war einer der einflussreichsten buddhistischen Theravada-Mönche des 20. Jahrhunderts. Seine Lehrdokumente entdeckte ich zur gleichen Zeit (2008) wie die von Ajahn Chah, die mich auch sofort bis heute inspirieren. Bis heute lese ich, ausschliesslich in deutscher Sprache, abwechslungsweise nur Texte dieser beiden Autoren, einmal Ajahn Chah und ein anderes Mal wieder Buddhadasa. Seine Texte "Kernholz des Bodhibaums - Sunnata verstehen und leben" ist einer meiner Lieblingstexte. Durch Buddadasa lerne und übe ich das Verstehen und Erkennen der Leerheit. Ajahn Chah und Buddhadasa haben mich zweifelsfrei überzeugt, dass ich nur durch das Praktizieren des Weges Buddhas mehr Klarheit errungen habe und durch die Praxis hat sich mein Leben bis heute in vieler Hinsicht sehr positiv verändert. Meine Überzeugung und die Freude an der alltäglicher Praxis habe ich zuletzt diesen beiden zu verdanken.
- Dhamma Lehrer Buth Savong, einer der heutigen bekanntesten buddhistischen Lehrer in Kambodscha. Seit 2009 habe ich durch Bekannte seine Weitergabe der Lehre Buddhas in kambodschanischer Sprache zum ersten Mal als mp3 gehört. Da ich bis dahin die Lehre Buddhas nur auf Deutsch gelesen habe, war es für mich eine grosse Bereicherung. Durch ihn verstehe und erkenne ich den traditionellen Buddhismus in der kambodschanischen Gesellschaft von früher und heute. Ich habe Lok Kru (Meister) Buth Savong 2010 persönlich kennengelernt, als er zu Besuch in der Schweiz war. Meine Bewunderung an ihm ist seine Authentizität, denn was er bei seinen Lehrreden sagt, daran hält er sich auch. Er lebt sein ganzes Leben nach der Lehre Buddhas, er praktiziert die Lehre mit völliger Klarheit und Überzeugung ohne wenn und aber. Er versucht mit voller Überzeugungskraft die Wirklichkeit der Lehre Buddhas in der heutigen kambodschanischen Gesellschaft im Kambodscha sowie auch im Ausland aufzuklären und umzusetzen und ergattert viel Respekt und Anerkennung dabei. Ich möchte ihm gegenüber meine tiefe Dankbarkeit für seine authentischen Engagements den wahren Buddhismus in unserer Gesellschaft aufzuklären und zu verbreiten ausdrücken. Neben dem Lesen von Ajahn Chah und Buddhadasas Texte höre ich in meiner Freizeit, fast täglich, seine Lehrvorträge. Sie sind für mich eine unverzichtbare und unerschöpfliche Quelle für die Vertiefung der Lehre Buddhas in der Praxis sowie im geistigem Wissen.
- Ich bedanke mich bei Ayya Khema, ihre Lehrreden und Lehrdokumente waren eine weitere Quelle der Unterstützung meiner Praxis. Zum Letzen bedanke ich mich bei Goenka, dem Einsichtsmeditationslehrer, dass ich bei seinem Meditationszentrum in der Schweiz (mont solei) im Dez. 2010 an einem zehn tägigen Kurs teilnehmen durfte und es war für mich eine weitere Bereicherung, was Meditation betrifft. Nun zum Schluss wünsche ich allen, die sich für authentischen Buddhismus und dessen Praxis interessieren, verstehen und erkennen, was wirklich Buddhismus ist und hoffe, dass dieser Text "Leben nach der Lehre Buddhas" einen kleinen Beitrag zum Verstehen beitragen kann.

Zürich, März 2012 / Kimpisar Tra geb.1963

Die sehr schönen und bedeutungsvollen Wörter von Ajahn Chah möchte ich weitergeben:
Lass einfach los, tue alles mit einem Geist, der loslässt. Erwarte kein Lob oder irgendeine Belohnung. Wenn du ein wenig loslässt, wirst du nur ein wenig Frieden haben. Wenn du viel loslässt, wirst du viel Frieden haben. Wenn du vollkommen loslässt, wirst du vollkommenen Frieden und vollkommene Freiheit kennenlernen. Deine Kämpfe mit der Welt wird zu einem Ende gekommen sein.
Lok Kru (Meister) Buth Savong:
Habt kein Verlangen nach Dingen, die ihr nicht habt. Haftet nicht an Dingen, die ihr habt.