5. Zur Geschichte

Ethnologen in Asien glauben, daß auch die Khmer von Norden her eingewandert sind. Burmesen, Mon, Karien, Thai und Khmer, sie alle sollen aus dem Tibet stammen; sie folgten den großen Strömen, dem Irawadi und dem Mekong. In den Jahrhunderten haben sie sich mit den Nachbarvölkern vermischt; so entstanden auch verschiedene Typen der Khmer. Es wird angenommen, daß die Karien in Burma demselben Stamm wie die Khmer angehören, nur folgten die einen dem Irawadi und dem Salon, die andern dem Mekong. Heute werden die Khmer in zwei große Stämme aufgeteilt, in die «Mon-Khmer» und in die «Indo-Khmer».

Trotz einem Alter von über 1000 Jahren ist auf dieser Stele der gravierte Sanskrit-Text so leicht zu lesen,
als wäre er gestern eingeritzt worden.

Das erste Königreich datiert zurück ins 9. Jahrhundert. Die damalige Hauptstadt war nicht in Angkor, sondern südlich davon, erst auf einem Berge, dem Phnom Kuren, hernach in nächster Nähe des großen Sees Tonle Sap. Im Westen war das Land der, Thai, im Norden Chenla, im Osten China und Champa und im Süden hatten sich die Funan festgesetzt. Als kampffreudiges Volk hatten die Khmer ihre Grenzen bald nach allen Richtungen erweitert. Und so kam es, daß im 10. und 11. Jahrhundert ihr Land von Burma bis nach China reichte.

Die verschiedenen Feldzüge dienten nicht nur der Landesvergrößerung, sie brachten auch eine große Zahl von Kriegsgefangenen, die hernach als Sklaven billige Arbeitskräfte darstellten. Auch die Frauen wurden mitgenommen; die hübschen wurden Konkubinen, der Rest bekam Arbeit in Haus und Feld. Doch nicht immer waren die Kriege erfolgreich; es gab auch Niederlagen. Mehr als einmal brauchten die Khmer viele Jahre, um sich von den großen Verlusten zu erholen.

Daten, die das Geschick des Khmervolkes stark beeinflussten :
1177 wird Angkor von den Cham eingenommen und niedergebrannt.
1353 Invasion der Thai. Hernach leidet die Staatsführung der Khmer und wird ebenso mangelhaft wie die Kriegsführung.
Die Wasserkanäle werden nicht mehr unterhalten und verschlammen.Die Ernten werden klein und bleiben aus. Das Volk ist ohne starke Führung.Malaria und andere Krankheiten nehmen überhand.
1431 Krieg mit den Thai. Angkor wird wieder niedergebrannt. Der König verlässt sein Land und begibt sich nach Phnom Penh zu den Cambuya.
1593 Nochmals kommen die Thai, das Land der Khmer wird Vasallenstaat bis in unser Jahrhundert.
1902 Frankreich annektiert den östlichen Teil von Siam, und Angkor kommt zu Kambodscha. Aufschlussreich ist die Zusammenstellung der Tempelbauten nach Jahrhunderten, die zugleich den Aufstieg und den Niedergang des Khmervolkes widerspiegelt.

Die Periode vor dem 9. Jahrhundert wird Prä-Khmer-Zeit genannt, die Kunstwerke aus dieser Epoche gehören zum Schönsten, was Khmer-Plastik aufzuweisen hat. Im 9. Jahrhundert sind fünf große Tempel entstanden. Das 10. Jahrhundert bringt elf Bauten zur Einweihung. Dann kam das 11. Jahrhundert mit fünf Bauten, eine Zeit mit Kriegspech. Doch im 12. Jahrhundert entstanden nicht weniger als dreizehn Riesenbauten, und zugleich war dieses Jahrhundert der Höhepunkt der Khmer-Kultur. Das 13. Jahrhundert brachte noch drei Neubauten, und nach dem Jahre 1300 hörte die Bauperiode auf. Diese Zeit brachte auch den Untergang des Königreiches.